„ dat he heft gebuwet ein hus to Zillinge…“

Mit diesen Worten klagt der Halberstädter Bischof Burchard II. in einer Urkunde vom 13.12.1334 über den Wernigeröder Grafen Konrad III., welcher auf seinem Grund in Zilly ein „festes Haus“ errichtet hat. Unter einem „festen Haus“ verstand man den Ursprung dessen, was wir heute, nach einigen Jahrhunderten Bautätigkeit und Nutzung imposanterweise noch vor uns sehen, nämlich eine aus Stein erbaute Burg.

In mehreren Bauphasen entstand die 30 x 30 m messende Kernburg, mit dem als Wirtschafts-, Wohn- und Repräsentationsbau konzipierten, wehrhaften Westflügel, dem Bergfried, dem Torhaus und Wirtschaftsgebäude sowie die ca. 100 x 70 m messende äußere Vorburg mit einem weiteren Turm.

Nachdem die Wernigeröder Grafen für eine kurze Zeit, bis etwa 1371, zumindest zeitweise auf der Burg residierten, mussten sie diese an die Regensteiner Grafen verpfänden. 1504 wird dann nach Auslösung letzter finanzieller Ansprüche das Halberstädter Domkapitel alleiniger Eigentümer dieser Anlage.

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Spätestens unter dem Domkapitel, beginnt Anfang des 16. und 17. Jahrhunderts, mit Aus- und Umbauten im Bereich der Kernburg und der Errichtung von Wirtschaftsgebäuden im Gelände der Vorburg, eine rege Bautätigkeit und eine landwirtschaftlich geprägte Nutzung der Burganlage. Maßgeblichen Anteil daran hatte der Halberstädter Domdechant Matthias von Oppen. Unter seiner Leitung erfolgte Anfang des 17. Jahrhunderts der Ausbau der Anlage zu einem landwirtschaftlichen Großgut. In dieser Zeit erhält auch der Turm der Kernburg die Turmhaube, über die er bauzeitlich offensichtlich nicht verfügte. Mit 57m Höhe ist er nach seiner Sanierung im Jahr 2004 wieder das Wahrzeichen von Burg und Ort.

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Dem Turm gegenüber liegt der Westflügel. Bei der an diesem Gebäudeteil ebenfalls erfolgten Dachsanierung konnte durch umfangreiche Beprobungen an der nahezu komplett erhaltenen Holzkonstruktion ein bauzeitliches Alter nachgewiesen werden. Nicht nur auf Grund dieser Tatsache stellt der Westflügel eine absolute Einmaligkeit im Bereich der Profanbauten dar. In der Ebene 3 dieses Gebäudes liegt der so genannte Rittersaal. Der im Ursprung völlig unverbaute Innenraum mit 27 x 9m Grundfläche war als Wohn- und Repräsentationsraum der Herrschaft konzipiert. Während der ab dem 16. Jahrhundert andauernden landwirtschatlichen Nutzung wurde in den Geschossebenen des Westflügels u.a. Getreide gelagert.

Während dieser Baumaßnahmen wurde zur Verwaltung des Amtes Zilly, wozu u.a. Mulmke und Abbenrode gehörten, als Amtsstube, die so genannte Bunte Stube eingerichtet. Diese wird nach sorgfältigen Restaurierungsarbeiten heute als Trauzimmer genutzt und gilt durch ihre großflächig erhaltenen Wandmalereien aus der Spätrenaissance als ein kunst- und kulturhistorisches Kleinod.

Nachdem im Jahr 1810 das Halberstädter Domkapitel aufgehoben wird, kommt die Anlage als preußische Staatsdomäne bis 1945 an landwirtschaftliche Betreiber zur Verpachtung. Nach 1945 wird das Burggelände weiterhin zu wohnlichen und landwirtschaftlichen Zwecken genutzt, ein auch heute noch bestehender Kindergarten wird eingerichtet, bis dann in den 60er Jahren die Wirtschaftsgebäude im Hofbereich großflächig abgerissen werden.

Dass es sich bei dieser Anlage tatsächlich um eine Wasserburg gehandelt hat, ist heute natürlich kaum noch sichtbar. Dennoch weisen der benachbarte Teich, die Wasserläufe sowie ein ehemaliger, heute als Straße dienender Graben, nördlich der äußeren Burgmauer, darauf hin.

Diese Hinweise fanden im Jahr 2007 ihre Bestätigung. Bei Grabungen im Bereich der Westfassade konnte die Sohle des Burggrabens sowie auch ehemals vorhandenes, stehendes Gewässer nachgewiesen werden. Als kleines Beispiel, für die vielen, bei dieser Grabung zu Tage geförderten Teile und Reste von Gebrauchswaren, Kleidung, Nahrung u.v.a.m. aus dem Spätmittelalter, stehen die folgenden Abbildungen.

Nach der Übertragung der Burg in die Gemeinde Zilly 1990 und der Gründung des Vereins zur Erhaltung dieser wertvollen Anlage besteht das stetige Bemühen aller Beteiligten in der Erhaltung, Sanierung und vor allem in dem Erfüllen dieser umfangreichen, baulichen und historischen Substanz, mit neuem, dauerhaften Leben.

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